Nach intensiven Vorbereitungen sind vor Jahren Bürgermeister Wolfgang Frank, Gemeinderäte und ein voll besetzter Bus mit Gemeindebürgern zur feierlichen Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde nach Niederösterreich, genauer nach Weinburg an der Pielach, gefahren. Erstes Ziel der Busfahrt war der Marienwallfahrtsort Mariazell, so dass von den Leiblfingern zu Beginn der neuen Partnerschaft mit einer kleinen Wallfahrt um ein gutes Gelingen gebetet wurde. Wenn auch etwas Weihwasser vom Himmel fiel, so ließ sich die Gruppe nicht die Stimmung verderben. Nach dem Besuch der Hl. Messe in der Wallfahrtskirche Mariazell wurden so manche Lichtlein, in Verbindung mit einem Stoßgebet, in der Kerzengrotte hinter der Basilika entzündet. Einige versuchten sogar eine Gondelfahrt auf die Bürgeralp von Mariazell. Im Anschluss fuhr die Reisegruppe dann mit der Mariazellerbahn durch schönste Berglandschaften direkt nach Weinburg an der Pielach, wo die Gemeindeführung bereits im Kultursaal auf die Gäste aus dem bayerischen Leiblfing wartete.
Bei dem zünftigen abendlichen Empfang im Weinburger Kultursaal war alles vertreten, was innerhalb und außerhalb der Gemeinde Weinburg Rang und Namen hat. Der Weinburger Bürgermeister Peter Kalteis stellte den bayerischen Gästen die Gemeinde Weinburg in einer Videopräsentation vor. Der Leiblfinger Bürgermeister Wolfgang Frank erklärte den Weinburgern, wer sich alles von Leiblfing auf den Weg nach Weinburg gemacht hatte. Bei köstlichem Büffet vom örtlichen Gastwirt und Bier und Wein aus regionaler Produktion wurden an diesem Abend die ersten gemeinsamen Stunden miteinander in ausgelassener Stimmung gefeiert.
Partnerschaft verbindet Österreich und Deutschland
Der zweite Tag des Weinburg-Besuches begann mit einer gemeinsamen Messe in der über 500 Jahre alten Pfarrkirche, die der aus Nigeria stammende Ortspfarrer Emeka Emeakaroha in mitreißender Art und Weise zelebrierte. Er ging in ganz besonderer Weise in seiner Predigt auf die neue Partnerschaft ein. Um die zukünftige Verbundenheit auch beider Pfarreien zu zeigen, machte der Präsident des Leiblfinger Partnerschaftsvereins Franz Hien der Weinburger Pfarrei eine in aufwändiger Handarbeit gestaltete Kerze zum Geschenk. Im Anschluss an den Gottesdienst waren die Anwesenden eingeladen, Zeugen der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde auf dem Kirchenvorplatz zu werden. Peter Kalteis erklärte, wie wichtig diese grenzüberschreitende Partnerschaft für das Bewusstsein der Menschen sei. Gerade in Zeiten, wo zwischen Österreich und Deutschland die Grenzen wieder undurchlässiger werden, sei es ein besonderes Zeichen, sich mit Menschen auf der jeweils anderen Seite zu verbünden. Die Partnerschaft solle aber vor allem dazu dienen, die friedliche Zusammenarbeit unter den Einwohnern beider Gemeinden, insbesondere der Jugendlichen zu fördern und so unter anderem für ein friedvolles und geeintes Europa gemeinsam einzutreten. Unter der musikalischen Umrahmung der Eisenbahnerkapelle unterzeichneten dann die beiden Bürgermeister die Weinburger Partnerschaftsurkunde. Bürgermeister Frank überreichte ein kunstvoll gestaltetes Mosaik an Peter Kalteis als Gastgeschenk. Das Mosaik war von der Leiblfinger Künstlerin Angelika Althammer gestaltet worden und stellt die wichtigsten Örtlichkeiten beider Gemeinden in einem verschmelzenden Bild dar. In Anlehnung an die Aiterach, die durch Leiblfing fließt und die Pielach, die durch Weinburg fließt, hatte Althammer beide Flüsse in einen gemeinsamen Lauf zusammenfließen lassen.
Beim nachfolgenden Pfarrfest ließen es sich Leiblfinger und Weinburger gleichermaßen gut gehen und feierten die neu begründete Partnerschaft.
Weinburg präsentierte sich den Leiblfinger Gästen an diesem Tag nicht nur wettertechnisch gesehen von der besten Seite, indem nicht nur durch das örtliche Dorfmuseum geführt und mit einem Wissenstest ein Museumsdiplom erlangt werden konnte. Die Leiblfinger Gäste wurden mit Kleinbussen an verschiedenste interessante Einrichtungen und Plätze gefahren, bei denen auch kleine sogenannte Labstellen eingerichtet waren. So war neben Kaffee und Kuchen auch für andere „Erfrischungsgetränke“ an diesem sonnigen Nachmittag gesorgt. Neben dem Künstlerbahnhof Klangen, der riesigen Kletterhalle, dem erst vor einem Jahr angelegten Kräutergarten, einem Mostbrunnen oder auch der Waldkapelle von Weinburg war es den Weinburgern wichtig, die äußerst schöne Lage ihrer Gemeinde eingebettet ins Pielachtal herzeigen zu können. Und um den Tag auf österreichische Weise abzurunden, besuchte man gemeinsam am Abend noch einen Heurigen. Mit einer kräftigen Jausen und Most oder auch einem „Gschpritzn“ ließ man diesen historischen Tag ausklingen.
Weil in Weinburg mit der Max Frank GmbH auch eine Tochterfirma der Leiblfinger Max Frank Gruppe residiert, wurden die Leiblfinger am dritten Besuchstag zu einer Firmenbesichtigung eingeladen. Die Max Frank GmbH wird von Leiblfing aus mit bestimmten Handelsprodukten beliefert, stellt aber vor Ort auch bestimmte Produkte her, um schnell auf die Anforderungen von österreichischen und italienischen Kunden reagieren zu können. Das gepflegte Gelände und die modernen Gerätschaften beeindruckten die Gäste. Die Max Frank GmbH ging aus der früheren Firma Absta hervor, die ebenfalls in Österreich sogenannte Abstandhalter in Weinburg herstellte.
In Obergrafendorf erhielt anschließend die Besuchergruppe eine Werksführung bei der Firma Styx, die Naturprodukte für das gesamte europäische In- und Ausland herstellt. Der in Weinburg lebende Firmeninhaber Wolfgang Styx führte die Besucher durch seine modernen Produktions- und Verkaufsräume und erklärte, dass hier ausschließlich einhundert Prozent Naturprodukte als Basis für seine Endprodukte verwendet würden, egal ob Schokolade oder Kosmetik. Im Biergarten des Bahnhofsbräu von Obergrafendorf, welchen Styx vor drei Jahren gekauft und nach etwa einjähriger Renovierung wiedereröffnet hatte, konnten man sich von der Qualität des selbst gebrauten Bieres und der österreichischen Weißwürste, Wiener und Debreziner mitsamt Brezen selbst überzeugen.
Anschließend stand noch eine Stadtführung in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten auf dem Programm. Der beste Stadtführer von St. Pölten, der in Weinburg wohnende Helmut Schuster, führte die Gäste souverän an beinahe alle historisch bedeutenden Plätze und Gebäude und erklärte den Zuhörern die Einrichtungen. Er erklärte auch, dass es keinen Heiligen namens Pölten gebe, dass sich dieser Stadtname aber vom Stadtpatron, dem Heiligen Hippolyt, ableitet, der irgendwann aus schlampiger Schreibweise dann über „Polyt“ zu „Pölten“ geworden ist. Beim Besuch des Regierungsviertels in St. Pölten wollte es der Zufall, dass die niederösterreichische Landeshauptfrau Miki-Leitner, die frühere österreichische Innenministerin, der Gruppe sozusagen in die Arme gelaufen ist und damit eine Begrüßung der neuen Partnergemeinde von Weinburg an der Pielach von höchstoffizieller Seite durchgeführt hat und ein gemeinsames Gruppenfoto gemacht wurde.
Nach diesem zusätzlichen Höhepunkt konnte die Rückreise der Leiblfinger nach Bayern angetreten werden.
Unterzeichnung und Festakt in Leiblfing
Nur wenige Tage später kamen die Weinburger zur Unterzeichnung der Leiblfinger Partnerschaftsurkunde nach Niederbayern. Die Unterzeichnung an beiden Orten sollte ausdrücken, dass beide Gemeinden gleichberechtigte Partner sind, obwohl flächenmäßig Leiblfing mit etwa 79 Quadratkilometer und ca. 4.500 Einwohnern wesentlich größer ist, als Weinburg mit etwa 11 Quadratkilometer Gemeindefläche und ca. 1.300 Einwohnern.
Der erste Empfang der Weinburger Gäste in Leiblfing, wiederum kamen Personen aus der Weinburger Politik, Wirtschaft, Feuerwehr, Vereinen und anderen wichtigen Institutionen mit, fand im Leiblfinger Pfarrheim statt. Mitglieder des hiesigen Partnerschaftsvereines schenkten den Gästen in liebevoll mit Blumen dekorierten gläsernen Maßkrügen Bier und andere Getränke aus, wozu es bayerische Spezialitäten zum Essen gab. Bürgermeister Wolfgang Frank und der Präsident des Partnerschaftsvereins Franz Hien begrüßten damit herzlich die Gäste und stellten das weitere Programm für den Besuch in Leiblfing vor.
Im Anschluss daran wurden die Gäste mit 5 Kleinbussen, aufgeteilt in 2 Gruppen geführt durch Bürgermeister Wolfgang Frank und Franz Hien durch die Gemeinde Leiblfing geführt. Eine größere Landwirtschaft mit Samenzucht besuchte man auf dem Hof der Familie Steinberger in Großklöpfach, danach erklärte der Schwimmbacher Albert Schmal vom Aussichtspunkt beim OGV-Kreuz die Entstehung und die jüngere Geschichte des Leiblfinger Gemeindeteils Schwimmbach. Anschließend fuhren die Gäste gemeinsam zum Hailinger Freibad, wo die Badefreunde Hailing ein außergewöhnliches Kuchenbuffet erstellt hatten, so dass bei Kaffee und Kuchen den Kindern und Badegästen bei der sommerlichen Erfrischung vom Schatten aus zugesehen werden konnte. Die anschließende Kirchenführung in der mit viel Feingefühl restaurierten Hailinger Kirche führte der Hailinger Kirchenpfleger Franz Wiesbeck durch. Er erklärte, wie es zu diesem kunstvollen Kleinod innerhalb der Gemeinde Leiblfing kam. Zum Abschluss der Gemeindeführung nahm sich Christoph Graubmann, Inhaber der Obersunzinger Firma Hirtreiter viel Zeit für die Gäste und erklärte ihnen vor Ort die Produktion von Brettschichtholz, den umgangssprachlich Leimbinder genannten Holzbauteilen, von der Herkunft der Hölzer über die eigentliche Produktion im Werk bis zu den Verwendungsmöglichkeiten und führte die Weinburger durch das moderne Werk, wo anschließend auch die Verladung für den Transport mehrerer über 38 Meter langer Leimbinder mitverfolgt werden konnte.
Nach einer kleinen Erfrischung trafen sich die Weinburger mit vielen Leiblfingern im Biergarten, wo es bereits zu einem ersten freudigen Wiedersehen der Leiblfinger mit bekannten Gesichtern aus Weinburg kam. Es wurden erste Kurzfreundschaften aufgefrischt und ausgeweitet.
Festakt im Max-Frank-Saal
Der Tag zwei des Besuches begann im festlich geschmückten Max-Frank-Saal, wo der eigentliche Festakt und damit der zweite Teil zur Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde in Leiblfing gefeiert wurde. Hausherr und Unternehmer Dr. Max Frank wies zu Beginn auf die nun doppelte Verbindung seiner Firma mit den beiden Partnergemeinden Affi in Italien und Weinburg in Österreich hin. Zum Präsidenten des Partnerschaftsverein Leiblfing sagte er, dass es diese Partnerschaften ohne ihn so nicht gebe. Anschließend wurden die 170 Gäste vom Ersten Bürgermeister Wolfgang Frank begrüßt. Er hob die anwesenden Ehrenbürger der Gemeinde Leiblfing besonders hervor, vergaß aber auch nicht alle Gäste aus Politik und Wirtschaft ebenso zu begrüßen, wie die Pfarrer, Kirchenpfleger, Ehrenzeichenträger, Gemeinderäte, Mitglieder des Partnerschaftsvereins und alle anderen anwesenden Gemeindebürger, sowie die weit gereisten Gäste aus der Partnergemeinde Weinburg. Frank präsentierte dann die Gemeinde Leiblfing an der Leinwand und stellte auch die großen Anforderungen vor, die einer Flächengemeinde wie Leiblfing zur Aufgabe erwachsen.
Auch der Weinburger Bürgermeister Peter Kalteis hatte seine Gemeindepräsentation für die Leiblfinger Bürger dabei und erklärte, welche Besonderheiten den Reiz der Gemeinde Weinburg im Pielachtal ausmachen.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen erklärte der Moderator der gesamten Veranstaltung Franz Hien, wie es zu dieser neuen Gemeindepartnerschaft überhaupt gekommen sein. Bei einer offiziellen Veranstaltung in der Nachbargemeinde von Weinburg habe Hien 2015 den Weinburger Bürgermeister Peter Kalteis kennengelernt, sich sehr gut mit ihm unterhalten und so sei man darauf gekommen, dass man sich durchaus eine kommunale Partnerschaft vorstellen könne. Es habe verschiedenste Sondierungstreffen gegeben, die allesamt auf beiden Seiten zum Ergebnis hatten, dass eine gemeinsame Gemeindepartnerschaft das Ziel sein müsse. So sei man jetzt hier zusammengekommen, um diese Partnerschaft zu besiegeln.
Dirndlallee in Leiblfing ist wünschenswert
Im Anschluss daran unterzeichneten die beiden Bürgermeister die Leiblfinger Partnerschaftsurkunde. Pfarrer Leo Heinrich segnete die Partnerschaft mit seinen Worten und betete darum, dass all das Tun und Denken der Partnerschaft allen Menschen zum Guten gereichen möge. Anschließend übergaben die Weinburger 10 sogenannte Dirndlstauden an den Leiblfinger Bürgermeister und den Partnerschaftspräsidenten, mit dem Wunsch, dass es als sichtbares Zeichen der Partnerschaft möglichst bald in Leiblfing eine „Dirndlallee“ geben möge. Es sei wichtig zu wissen, dass die Dirndl nicht junge Mädchen oder dergleichen sind, sondern im Pielachtal die Kornelkirschen als Dirndl bezeichnet werden. So vermarktet das Pielachtal unter dem Namen „Dirndltal“ die Kornelkirsche und gibt sich damit zugleich einen unverwechselbaren Namen. Deshalb freute sich auch der Obmann des Tourismusverbandes im Dirndltal Gerhard Hackner, dass diese Partnerschaft mit Leiblfing zustande gekommen ist, weil das auch der Urlaubsregion Pielachtal einen weiteren Anschub gebe. Hackner überreichte zusätzlich an Bürgermeister Frank eine hochprozentige Erinnerung, die aus dem Dirndltal stammte.
Franz Hien bedankte sich zum Ende des Festaktes bei allen anwesenden Gästen und dem exzellenten Bläserquartett für die musikalische Umrahmung dieses Festaktes und lud die Gäste zu Kaffee und Kuchen auf das Grillfest der Leiblfinger KRuSK ein.
Gemütlicher Abend am Bogenberg
Viele bergwandererprobte Weinburger ließen es sich anschließend nicht nehmen, nach einer kurzen Busfahrt den Bogenberg zu Fuß über den Pilgerweg vom Stadtplatz Bogen aus zu ersteigen. Nach einer kleinen Erklärung der Marienwallfahrtskirche folgte ein kameradschaftlicher Abend auf dem Bogenberg. Bei schönstem Wetter konnten sich die Gäste und viele Leiblfinger Freunde stärken und Pläne für die gemeinsame Zukunft schmieden.
Mit einer Stadtführung durch Straubing beendeten die Gäste am nächsten Tag das Reiseprogramm in Niederbayern. Die Leiblfingerin Margit Kastl zeigte als Stadtführerin den Weinburger Gästen die schönsten und wichtigsten Punkte der Straubinger Neustadt, bevor diese nach einer kräftigen Stärkung durch die Straubinger Gastronomie die Heimreise antraten.